Jahresthema 2025: Stadtnatur – ein Ökosystem mit Zukunftspotential

Städte wirken auf den ersten Blick vor allem von Beton, Verkehr und dicht bebauten Strukturen geprägt. Doch zwischen Asphalt und Gebäuden existiert ein Ökosystem, das ebenso lebendig wie anpassungsfähig ist: die Stadtnatur. Sie ist kein bloßes Anhängsel der „eigentlichen“ Natur, sondern ein eigenständiger Lebensraum mit besonderen Bedingungen, vielfältigen Arten und überraschenden ökologischen Funktionen.

Ein eigenständiges Ökosystem
Stadtnatur zeichnet sich durch eine hohe Dynamik und ein Mosaik unterschiedlicher Lebensräume aus, wie sie in dieser Form nur im urbanen Raum vorkommen. Mauerritzen, Hinterhöfe, begrünte Dächer, urbane Wälder, Brachflächen und Gewässer bilden ein Patchwork aus Mikrohabitaten. Hier leben Pflanzen und Tiere, die sich besonders gut an die Herausforderungen der Stadt angepasst haben. So entstehen ökologische Nischen, wie es sie in dieser Vielfalt sonst kaum gibt.

Ökologisch wertvoller als oft vermutet
Stadtgrün erfüllt eine ganze Palette an Ökosystemleistungen*. Es verbessert die Luftqualität, bindet Feinstaub und fördert die biologische Vielfalt, indem es Tieren und Pflanzen neue Rückzugsräume bietet. Insekten finden auf extensiv gepflegten Grünflächen** blütenreiche Nahrung, Vögel nutzen Gebäudestrukturen und Baumbestände als Nistplätze. Selbst seltene Arten können sich im urbanen Raum ansiedeln. Stadtnatur ist damit ein wichtiger Baustein für den Schutz der Biodiversität.

Ein Schlüssel für klimafitte Städte
Gleichzeitig regulieren Grünflächen das städtische Mikroklima: Bäume spenden Schatten, verdunsten Wasser und tragen zur Abkühlung überhitzter Städte bei. Wo Flächen entsiegelt und naturnah gestaltet werden, kann Regenwasser besser versickern und im Boden gespeichert werden. Extremwetterereignisse werden so abgemildert und natürliche Stoffkreisläufe kommen wieder in Gang.

Wertvoll für uns alle
Stadtnatur ist nicht nur ein Thema für Planerinnen, Ökologen oder Stadtverwaltungen – sie betrifft uns alle unmittelbar. Grünflächen sind Orte der Begegnung, der Bewegung und des Spiels. Hier entsteht Gemeinschaft, und hier können Menschen Natur direkt erleben – unabhängig von Alter, Herkunft oder Mobilität.
Sie schafft Lebensqualität und stärkt unser „Zuhause-Gefühl“: Ein grüner Innenhof, ein naturnah gestalteter Platz oder ein renaturierter Bachlauf werten Stadtteile auf, machen sie lebendig und resilient und stärken unsere Verbundenheit mit der Umgebung. In diesem Kontext hängt Stadtnatur eng mit sozialer Gerechtigkeit zusammen, denn gerade marginalisierte Gruppen leben häufig in dicht bebauten Vierteln mit weniger Grünflächen.
Auch für die Umweltbildung spielt Stadtnatur eine wichtige Rolle, denn sie schafft Erfahrungsorte für Naturerlebnisse – und damit für Naturbewusstsein.
Gesundheitlich ist sie ebenfalls wertvoll: Studien zeigen, dass schon wenige Minuten im Grünen Stress reduzieren und die Konzentration fördern können.

Lebendige Stadtnatur tut nicht nur etwas für uns – auch wir können etwas für sie tun: indem wir Balkone bepflanzen, Wildblumen statt Schotter wählen, einen Baum gießen oder uns für grüne Nachbarschaftsprojekte einsetzen. Jede noch so kleine Fläche, die wir begrünen oder pflegen, wird Teil eines größeren Netzwerks, das Artenvielfalt fördert, Klimaextremen entgegenwirkt und Lebensqualität schafft. Stadtnatur ist damit nicht nur um uns herum – wir sind ein Teil von ihr.
Stadtnatur verbindet ökologische Prozesse, soziale Bedürfnisse und klimatische Anforderungen. Sie zeigt, dass Stadtentwicklung und Natur nicht im Widerspruch stehen müssen. Wenn wir ihr Raum geben, verbessert sie die Lebensqualität, unterstützt die biologische Vielfalt und hilft Städten – und damit uns Menschen – mit den Folgen des Klimawandels besser umzugehen.

Mehr Informationen zu unseren Online-Dialogen rund um Stadtnatur gibt es hier.
Hier
geht es zu Projekten aus ganz Deutschland rund um Stadtnatur.

*Vorteile, die für Menschen direkt durch Ökosysteme entstehen, wie saubere Luft, Wasser und Nahrung
**Grünflächen, auf denen seltener gemäht und auch ansonsten weniger durch den Menschen eingegriffen wird, als auf anderen Flächen

Stadtnatur gibt´s auch in ganz klein - wie hier in Mainz am Rheinufer
Leipziger Auwald - von Mensch und Natur geprägt
Kultur und Natur direkt nebeneinander in der Leipziger Innenstadt
Brachflächen bieten Raum mitten in der Stadt, den sich die Natur zurückerobern kann.
Wilde Blühwiesen in der Stadt sind nicht nur schön fürs Auge - sie bieten Insekten eine wichtige Nahrungsquelle.
Naturerfahrungen in der Nähe des eigenen Wohnorts machen zu können, ist für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen extrem wichtig.
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