Ohne Natur kein Leben: Warum wir den Verlust der biologischen Vielfalt mindestens so ernst nehmen müssen, wie den Klimawandel

Der Klimawandel ist allgegenwärtig: steigende Temperaturen, Extremwetter und Ernteausfälle prägen unseren Alltag. Viele glauben deshalb, dass allein die Klimakrise über die Zukunft der Menschheit entscheidet. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Der Verlust der biologischen Vielfalt bedroht unser Leben mindestens ebenso stark – nur wird er oft unterschätzt. Zeit, das zu ändern.

Was ist Biodiversität?

Biodiversität – auch biologische Vielfalt genannt – beschreibt die gesamte Fülle des Lebens auf der Erde. Dazu gehören:

  • die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten,
  • die genetische Vielfalt innerhalb einer Art,
  • die Vielfalt an Lebensräumen und Ökosystemen.

Oft denken wir bei Biodiversität an Artenvielfalt: von Bienen, Pilzen und Fröschen bis hin zu Elefanten und Blauwalen. Schätzungen gehen von rund acht Millionen Arten weltweit aus – doch nur ein Bruchteil ist wissenschaftlich erfasst.

Das Problem: Immer mehr Arten stehen auf der Roten Liste oder sind bereits ausgestorben. Mit jeder verschwundenen Art verliert das gesamte Ökosystem an Stabilität, während sich gleichzeitig auch die Klimawandelfolgen bemerkbar machen: Wälder, Moore, Flüsse und Meere geraten aus dem Gleichgewicht, Böden trocknen aus, Gewässer kippen um, Ozeane erwärmen sich.

Was passiert, wenn die biologische Vielfalt weiter zurückgeht?

Die Erde ist ein fein abgestimmtes System. Biodiversität hält es im Gleichgewicht. Sie ist die Grundlage für:

  • Klimastabilität: Wälder und Ozeane speichern CO₂ und beeinflussen das Wetter.
  • Ernährungssicherheit: Fruchtbare Böden und bestäubende Insekten sichern unsere Nahrung.
  • Gesundheit: Pflanzen und Tiere liefern Rohstoffe für Medikamente.
  • Schutz: Intakte Ökosysteme mildern Überschwemmungen und Extremwetterereignisse ab.

Geht die biologische Vielfalt zunehmend zurück, verlieren wir unsere Lebensgrundlage. Zudem steigt das Risiko für Pandemien: Wenn Wildtiere und Menschen durch Naturzerstörung immer näher zusammenrücken, wächst die Gefahr des Eindringens neuer Krankheitserreger in unsere Gesellschaft. Auf den Punkt gebracht: Ohne Biodiversität sind wir nicht überlebensfähig.

Unser negativer Einfluss ist enorm

👉 Fakt ist: Laut Weltbiodiversitätsrat (IPBES) ist eine von acht Millionen Arten akut vom Aussterben bedroht.

Folgende Hauptursachen sind menschengemacht:

  • Ausbreitung von Landwirtschaft und Zerschneidung von Lebensräumen
  • Übernutzung durch Jagd, Fischerei und Abholzung
  • Verschmutzung und Versauerung von Böden und Gewässern
  • Einschleppung invasiver Arten, die heimische Arten verdrängen
  • Klimawandel mit Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen

Trotz dieser dramatischen Fakten ist die Biodiversitätskrise im gesellschaftlichen Bewusstsein aktuell noch viel weniger präsent als der Klimawandel.

… doch auch unser positiver Einfluss kann groß sein!

„Der Klimawandel entscheidet darüber, wie wir leben. Der Artenschwund entscheidet, ob wir leben.“
– Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese

Gerade das Artensterben geschieht oft schleichend. Viele Auswirkungen werden erst sichtbar, wenn Kipppunkte überschritten sind – dann ist es meist zu spät. Ein Beispiel: Bienen. Ohne ihre Bestäubungsleistung und die von weiteren bestäubenden Insekten hätten wir schnell einen Mangel an Obst und Gemüse. Dennoch verschwinden sie leise – und mit ihnen eine Grundlage unserer Ernährung.
Der Verlust genetischer Vielfalt und der Vielfalt an Lebensräumen ist oft noch weniger greifbar und zudem komplexer zu erklären – das ist für viele Menschen überfordernd, da sie sich die Auswirkungen in Bezug auf ihren Alltag nicht konkret vorstellen können.

Hinzu kommt das Shifting-Baseline-Syndrom: Neue Generationen wachsen mit kranken Wäldern oder leer gefischten Meeren auf und nehmen diesen Zustand als „normal“ wahr. Dadurch schwindet das Bewusstsein für das Ausmaß der Krise.

Hier können wir ansetzen: Machen wir uns die Auswirkungen schwindender Biodiversität im Alltag klarer - und handeln wir danach! Durch bewusste Ernährung, die auf regionale und saisonale Produkte setzt, die unter umweltverträglichen Bedingungen hergestellt werden. Indem wir uns informieren, uns engagieren und unser Wissen ohne erhobenen Zeigefinger an andere weitergeben. Indem wir unseren Plastikmüll verringern, öffentliche Verkehrsmittel nutzen und unseren Balkon oder Garten so gestalten, dass er auch für Insekten und andere Tiere ein Zuhause bietet. Und vor allem: In dem wir unsere Haltung verändern. Wir alle sind Teil der Natur und wir können sie mitgestalten, indem wir unsere Kreativität und unser Wissen einbringen.

Los geht´s

Der Schutz und die Wiederherstellung unserer Ökosysteme sind lebensnotwendig – und können nicht warten. Die gute Nachricht: Was wir heute investieren, um unsere Ökosysteme zu retten, zahlt sich langfristig aus – für uns alle. Nutzen wir die Chance! Denn: There is no planet B 😉.

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